Pinhole-Fotografie
Die Pinhole- oder Lochkamera-Fotografie ist wohl die ursprünglichste Art der Fotografie. Sie geht zurück auf die camera obscura. Während hier Licht durch ein Loch in einen dunklen Raum fällt und so ein Bild auf einer dem Loch gegenüberliegenden Wand projiziert wird, wird bei der Fotografie der Film oder der Sensor durch ein Objektiv, das lediglich aus einem wenige Zehntel Millimeter großen Loch besteht, belichtet. Es gibt spezielle Kameras für die Lochbildfotografie, diese haben statt eines Objektivs ein schlichtes Loch, durch das der Film belichtet wird. Als Verschluss dient häufig ein simpler Deckel oder Schieber. Inzwischen werden aber auch Pinhole-Objektive mit Bajonett-Anschlüssen für alle gängigen Kameramarken angeboten.
Während übliche Objektive eine verstellbare Blende besitzen und so die Lichtmenge, die auf Film oder Sensor fällt, reguliert werden kann, haben Pinhole-Objektive eine fixe Blendenöffnung. Das von mir verwendete Objektiv hat eine Brennweite von ca. 24 mm, das Loch hat einen Durchmesser von 0,218 mm. Das entspricht einem Blendenwert von 110.
Pinhole-Fotografie ist sowohl digital, als auch analog möglich. Allerdings "verzeiht" die digitale Pinhole-Fotografie keinen Sensordreck. Jeder Fremdkörper auf dem Sensor wird wegen der kleinen Blendenöffnung knackscharf abgebildet, das erfordert eine Menge Nacharbeit beim Wegstempeln der Flecken. Der analoge Prozess hat diese Probleme nicht. Also entschied ich mich, das Pinhole-Objektiv an meiner analogen Leica M6 auszuprobieren. Die Kamera habe ich mit dem Agfa APX100 in der neuen Version geladen, der anschließend in Rodinal 1:50 10 min. entwickelt wurde.
Schwierig gestaltete sich die Belichtungsmessung. Die M6 hat zwar einen eingebauten Belichtungsmesser, da aber die Blenderöffnung sehr klein ist, wurden die Belichtungszeiten länger als die längste einstellbare Zeit von 1 Sekunde. Also habe ich die Belichtung extern gemessen, da der Belichtungsmesser als kleinste Blende die 32 vorgegeben hat, hatte ich das nächste Problem. Im Internet gibt es allerdings Formeln, mit denen die Belichtungszeit auf die kleine Blendenöffnung umgerechnet werden kann.
Ich habe bei strahlendem Winterwetter im Schlosspark in Bochum-Weitmar fotografiert und festgestellt, daß die Belichtungsmessung gerade bei Sonnenschein sehr sorgfältig vorgenommen werden muß. Die meisten meiner Aufnahmen waren unterbelichtet. Eine Messung des Umgebungslichtes erscheint mir besser geeignet zu sein, als die direkte Anmessung des Objektes.
Die Belichtungszeiten bewegten sich zwischen 1 und 3 Sekunden, wobei die längeren Zeiten, wie oben beschrieben, zu den besseren Ergebnissen führten. Bei solchen Belichtungszeiten ist die Verwendung eines Statives natürlich Pflicht.
Wir sind ja inzwischen die knackscharfen Bilder aus den Digitalkameras gewöhnt. Pinhole-Fotos haben diese Schärfe nicht. Dennoch mag ich diesen Look, je nach Motiv könnte man meinen, daß die Fotos in einer anderen Zeit entstanden sind. Gerade bei solchen Sujets, wie dem Schlosspark macht das richtig Spaß.
Übrigens ist das Titelbild natürlich eine digitale Pinhole-Aufnahme, ebenso die folgenden.
Mir hat der analoge Ausflug in die Pinhole-Fotografie richtig Spaß gemacht und ich möchte auch andere Sujets mit dem Lochobjektiv erschließen. Außerdem werde ich noch an der richtigen Belichtungsmessung arbeiten :-)
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