Das Vergrößern von S/W-Negativen

Das Vergrößern von S/W-Negativen


Wie bereits angekündigt, geht es im heutigen Artikel über das Vergrößern von S/W-Negativen.


Einen geeigneten Drucker vorausgesetzt, ist es heute sehr einfach von digitalen Aufnahmen Papierbilder anzufertigen. Im analogen Prozess ist das Anfertigen von Bildern, die auch in die Hand genommen werden können, etwas aufwendiger. Ich möchte hier einen kleinen Einblick in den Positivprozess der analogen Fotografie geben.


Während für den S/W-Negativprozess die benötigten Gerätschaften überschaubar sind und, wenn ein Wechselsack genutzt wird, im Hellen gearbeitet werden kann, ist ein komplett abzudunkelnder Raum für die Belichtung und die Positiventwicklung zwingend erforderlich. Je nach verwendetem Papier ist jedoch ein schwaches Rot- oder Gelb/Grün-Licht möglich.


Zum Vergrößern von S/W-Negativen wird ein Vergrößerer benötigt.

Mit dem Vergrößerer wird das Negativ, ähnlich der Projektion von Diapositiven auf eine Leinwand, auf das Papier projiziert und das Papier so belichtet. Helle Bildanteile - im Negativ dunkel - lassen weniger Licht auf das Papier, dunkle Bildanteile – im Negativ hell – belichten das Papier stärker. So entsteht aus dem Negativ beim Belichten ein Positivbild.


Das belichtete Papier durchläuft drei Entwicklungsschritte und muß anschließend, wie der Film, gewässert werden. Hierzu werden drei (mit Wässern vier) Schalen in die das Papier nacheinander gelegt wird, benötigt. In der ersten Schale ist die eigentliche Entwicklerlösung, die Entwicklung dauert ca. 1 Minute und kann bei Rot- oder Gelb/Grün-Licht beobachtet werden. Der zweite Schritt ist das Stoppbad, eine Essigsäurelösung, in der die Entwicklung sofort gestoppt wird. In der dritten Schale wird das belichtete und entwickelte Papier ca. 2 Minuten fixiert, also „lichtfest“ gemacht, um schließlich im letzten Schritt ausgewässert zu werden. Nur noch Trocknen und das Bild ist fertig.


Das ist der Positivprozess im Überblick. Auf einige Besonderheiten soll aber noch eingegangen werden. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Fotopapier, zum einen das heute am weitesten verbreitete PE-Papier, bei dem die lichtempfindliche Schicht auf einem Kunststoffträger (Polyethylen) aufgebracht wurde. Zum anderen Barytpapier, bei dem der Träger aus „echtem“ Papier besteht. PE-Papier ist in der Verarbeitung recht unproblematisch, es wird in den unterschiedlichsten Formaten und Oberflächen (matt – seidenmatt – glänzend) angeboten. Edler und in der Verarbeitung anspruchsvoller ist das Barytpapier. Bei diesem dauert die Entwicklung länger und die Trocknung ist schwieriger, da echtes Papier dazu neigt zu wellen. Es muß also beim Trocknen gepresst werden. Um die Verwirrung noch zu verstärken, gibt es Fotopapier in unterschiedlichen Gradations- (Kontrast-)Stufen oder als Gradationswandelpapier mit variabler Kontraststufe. In der digitalen Bildverarbeitung kann der Kontrast eines Bildes stufenlos variiert werden, im analogen Verfahren gibt es 5 Kontraststufen von 1 (sehr weich) bis 5 (extrahart). Als Faustregel gilt: Je weicher das Negativ, desto härter sollte der Papierkontrast sein und umgekehrt. Wird kontrastvariables Papier verwendet, so wird die Gradation durch unterschiedliche Lichtfarben beim Vergrößern gesteuert. Wie bei der Aufnahme, so muß auch beim Vergrößern die Belichtung entsprechend der Dichte (Helligkeit) des Negatives angepaßt werden. Dazu können Probestreifen mit unterschiedlicher Belichtungszeit angefertigt werden, oder es wird ein Belichtungssteuerungsgerät verwendet. Das von mir eingesetzte Gerät (auf dem Bild rechts vom Vergrößerer) steuert sowohl Belichtung als auch Kontrast und kann für unterschiedliche Papier- und Filmsorten kalibriert werden.

Die Schalenentwicklung von Fotopapier ist unproblematisch. Der Entwickler wird in den meisten Fällen 1:9 verdünnt und bei Raumtemperatur ist das Bild in 1 Minute (Barytpapier 2 Minuten) ausentwickelt und kann für ca. 30 Sekunden ins Stoppbad. Anschließend 2 Minuten ins Fixierbad (1:9) und auswässern. Barytpapier muß gründlicher gewässert werden, PE-Papier ist nach ca. 2 Minuten archivfest. Um das Papier von einem ins andere Bad zu bringen, empfiehlt es sich Zangen zu verwenden, und zwar für jedes Bad eine, damit die Bäder nicht verunreinigt werden. Nach dem Wässern kann das PE-Papier zum Trocknen entweder aufgehängt oder auf eine schrägstehende Unterlage gelegt werden. Die Wassertropfen auf dem Papier sollten ablaufen können, damit keine Wasserflecken zurückblieben. Für Barytpapier wird am sinnvollsten eine Trockenpresse verwendet.

Hier noch ein Bild meines Fotolabors. Rechts, außerhalb des Bildes steht der Vergrößerer, dann folgen von rechts nach links die Schalen für Entwickler, Stoppbad, Fixierbad und Wässerung. An der Wand steht ein mit einem Netz bepannter Trockenrahmen.

Soweit mein kleiner Einblick in das sogenannte Printen von S/W-Negativen.

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Kommentare: 6
  • #1

    Dani (Sonntag, 29 November 2015 16:09)

    Oh toll, ich möchte das auch können! Kannst du nicht mal einen Workshop bei dir anbieten? :)

  • #2

    Jörg (Sonntag, 29 November 2015 20:33)

    Hallo Dani,

    können wir im nächsten Frühjahr drüber reden ;)

    Gruß Jörg

  • #3

    Jörg (Sonntag, 29 November 2015 20:37)

    Erinnere mich gerade an meinen guten alten Meopta-Vergrößerer aus der CSSR, vorne dran ein einfaches Rodenstock"Trinar", ich glaub so hieß es. Das Ding war quasi aus massivem Eisen gefertigt und war pure Mechanik. Immer wenn es neues Taschengeld gab war wieder eine Packung Fotopapier drin ...

  • #4

    Jörg (Sonntag, 29 November 2015 20:40)

    Schöne Erinnerung, Jörg :)

    Gruß Jörg

  • #5

    Raffi (Samstag, 13 August 2016 09:57)

    Hallo,

    Ich bin auf der Suche nach einem “Belichtungssteuerungsgerät“. Könnten Sie bitte z.B. Firma und Typ nennen, damit ich dazu Informationen recherchieren kann? Wie ist die englische Bezeichnung dieses Geräts?

    Gruß

  • #6

    Jörg Haarmann (Sonntag, 14 August 2016 19:33)

    Hallo Raffi,
    als Belichtungssteuerungsgerät nutze ich das "Heiland Splitgrade"-System. Nähere Informationen gibt es unter www.heilandelectronic.de.

    Gruß Jörg