Messsucher-Blog

Ich möchte an dieser Stelle in loser Folge einige Artikel veröffentlichen, die sich – natürlich - in erster Linie mit dem Thema Fotografie beschäftigen. Es soll um Aufnahme- und Bearbeitungstechniken gehen, das können aber auch Berichte über Fototouren mit den entsprechenden Bildern dazu sein, oder Erfahrungsberichte z.B. im analogen Bereich.


Beginnen möchte ich genau damit. Ich stelle heute meine Erfahrungen mit meiner neuesten Kamera vor.

 



 

Meine neueste Kamera ist älter als ich. Es ist eine Leica IIIf mit einem 50mm Objektiv der Lichtstärke 1:3,5. Ausweislich der Seriennummer wurde die Kamera 1950/51 gebaut. Ich habe sie im Frühjahr aus einem Nachlass erworben. Das äußere Erscheinungsbild war vielversprechend, zeigte die Kamera doch nur marginale Gebrauchsspuren, das Objektiv war klar und ohne die weit verbreiteten Putzspuren, die solch alte Gläser aufweisen, da die Vergütung nicht dem entsprach, was heute dem Standard entspricht.


Der erste Funktionstest sollte zeigen, ob auch die Mechanik noch in Ordnung ist. Als ich die Kamera gekauft habe, habe ich natürlich kontrolliert, ob die Verschlußtücher in Ordnung sind und ob die Zeiten „sauber“ laufen und ob Blende und Fokus leichtgängig sind. Dennoch zeigt erst ein belichteter Film, ob tatsächlich alles so funktioniert, wie es soll. Vor allem, ob die Kamera und der Verschluß lichtdicht ist, ob die Verschlußzeiten korrekt gebildet werden, und ob der Messsucher nicht dejustiert ist.


Also Film einlegen und los geht es..

So einfach ist das aber gar nicht, wie ich feststellen mußte. Das Einlegen eines Filmes bei einer sog. Schraubleica (Schraubleica deshalb, weil das Objektiv nicht über ein Bajonett mit der Kamera verbunden ist, sondern über ein Schraubgewinde.) ist schon die erste Herausforderung. Der Film muß zunächst einmal angeschnitten werden. Das heißt, der bei einem normalen Kleinbildfilm bereits verjüngte Filmanfang muß auf ca. 10 cm verlängert werden. Die Bodenklappe der Kamera wird geöffnet, die Aufwickelspule herausgenommen und der Filmanfang in eine ensprechende Lasche der Spule eingeklemmt. Patrone und Spule werden dann in die Kamera eingelegt. Wenn alles richtig ist, kann man beim Spannen sehen, daß der Film von der Patrone am Bildfenster vorbei auf die Spule transportiert wird. Das hat bei mir noch niemals auf Anhieb geklappt. Zweimal ist mir der Film dabei gerissen und Teile des Filmes in der Kamera geblieben.


Aber zurück zum ersten Test. Ich habe einen TriX400 belichtet. Da die IIIf keinen eingebauten Belichtungsmesser hat, kam zunächst eine App zum Einsatz, mit der die Belichtung gemessen wurde und die abgelesenen Werte für Verschlußzeit und Blende an der Kamera eingestellt wurden. Den Film habe ich entwickelt und mir die eingescannten Ergebnisse angesehen. Die Schärfe stimmte, und auch die Belichtungszeiten schienen in Ordnung zu sein, allerdings zeigte sich auf einigen Aufnahmen mit einem gleichmäßigen Hintergrund, daß die Helligkeit im rechten Bildteil etwas abnahm. Hier ein Beispiel.

 

 

Ich habe die Kamera also doch noch einmal überprüfen lassen. Tatsächlich kam heraus, daß der Verschluß doch nicht so sauber lief, wie es den Anschein hatte, auch einige andere Kleinigkeiten wurden in Ordnung gebracht, und so ist die Kamera jetzt „wie neu“.


Nun zum Fotografieren mit der IIIf. Von der Herausforderung des Filmeinlegens habe ich bereits berichtet. Ist das erfolgreich geschehen, steht dem Belichten des Filmes nichts mehr im Weg. Also Verschluß spannen und Film transportieren, Kamera ans Auge, Auslösen und fertig...


Nein, so einfach ist das mit dem Schätzchen im Rentenalter nicht. Wie oben beschrieben, hat die Kamera keinen Belichtungsmesser, geschweige denn eine Automatik, die Zeit und Blende bildet. Die Belichtung wird also extern gemessen, Zeit und Blende eingestellt und einer Aufnahme steht nichts mehr im Weg. So weit sind wir aber immer noch nicht. Ist die korrekte Belichtung an der Kamera eingstellt, kann mit einem Blick durch den Sucher der Bildausschnitt gewählt werden. Ist der so halbwegs festgelegt, wird durch das separate Okular des Entfernungsmesser geschaut, um zu fokussieren, d.h. festzulegen, welche Bildbereiche scharf abgebildet werden sollen. Zurück mit dem Auge zum Suchereinblick, Bildausschnitt endgültig festlegen und auslösen.


Diese Beschreibung verdeutlicht, daß die Fotografie mit einer Schraubleica ganz anders funktioniert, als das schnelle Bild mit einer aktuellen Digitalkamera mit Zoom, Belichtungsautomatiken und Autofokus mit Gesichtserkennung. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen macht die analoge Fotografie auch mit alten Kameras sehr viel Freude. Sie „entschleunigt“. Natürlich ist eine solche Technik nicht die erste Wahl für Sportfotografie oder dynamische Szenerien mit viel Bewegung oder schnell wechselnden Belichtungssituationen . Landschaftsaufnahmen, Portraits und mit Einschränkungen sogar Streetfotografie sind jedoch durchaus möglich und machen Spaß.


Ich habe mir später einen richtigen Belichtungsmesser zugelegt, die App lieferte zwar sehr gute Ergebnisse, aber die Bedienung war mir dann doch zu fummelig, Inzwischen habe ich meine IIIf fast immer dabei, wenn ich in Sachen Fotografie unterwegs bin. Durch das versenkbare Objektiv ist sie sehr kompakt und verschwindet zur Not auch in der Jackentasche. Beli und Filme nehmen auch nicht viel Platz weg. Vollformatfotografie in sehr guter Qualität geht nicht kleiner.


Hier noch einigen Beispielbilder aus der IIIf. Alle S/W- Filme wurden im eigenen Labor entwickelt und die Negative anschließend gescannt. Ich freue mich schon auf die ersten selbst abgezogenen Prints :-)








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Kommentare: 1
  • #1

    Pierre (Donnerstag, 01 Juni 2017 10:22)

    Sehr gelungene Fotos mit der lllf, meine Gratulation :)